1. Was ist eine Erörterung?
Die Erörterung ist die gedankliche Auseinandersetzung mit einem vorgegebenen Problem bzw. einer vorgegebenen Fragestellung in schriftlicher Form. Erörtern heißt, bestimmte Gedankengänge bzw. Standpunkte zu einem Sachverhalt oder Problem zu entwickeln, diese durch Argumente zu begründen und durch Beispiele zu belegen und zu veranschaulichen. Die Erörterung bezieht sich v.a. auf Texte, in denen der Autor seine Meinung zu einem Problem / Sachverhalt darlegt.
2. Was muss in einer Erörterung geleistet werden?
Eine textgebundene Erörterung stellt dem Verfasser immer drei Aufgaben:
1. Er muss ermitteln, welcher Sachverhalt im Text mit welcher Intention dargestellt wird. D.h. Du musst den Text analysieren, das Thema und die Hauptgedanken (Hauptargumente) des Textes, sowie die Argumentationsstruktur (Gliederung) und die Textintention erkennen.
2. Er muss die Aussagen "überprüfen": D.h. Du musst fragen: Sind die Behauptungen des Textautors sachlich richtig? Sind sie ausgewogen, einseitig oder sachgerecht? Sind sie durch Belege abgesichert? Ist die Gedankenführung schlüssig oder sprunghaft und unvollständig? Wie ist die angebotene Lösung des Problems zu beurteilen? Ist die Antwort falsch, nur teilweise oder ganz angemessen? Stehen Inhalt, Aufbau und Stil in einem angemessenen Verhältnis?
3. Auf der Grundlage dieser "Vorarbeiten" muss der Verfasser seine Einsichten in den Gedankengang der Vorlage sowie seine eigenen Überlegungen zu dem Problem in einer begründeten Stellungnahme darlegen. Dies ist die eigentliche Erörterung, wobei Ihre wesentlichen Erkenntnisse und Beurteilungen zu der Vorlage (Punkt 1 und 2) eingebracht werden müssen. Du musst dabei natürlich darauf achten, dass deine Erörterung den Kriterien entspricht, mit denen du die Vorlage überprüft hast. D.h. bewahrt deine Erörterung den Bezug zur Vorlage, ist deine eigene Argumentation schlüssig, sind deine Belege treffend, ist deine Ausdrucksweise angemessen?
3. Welche Form soll die Erörterung haben?
Bei der Erörterung kommt es nicht auf eine bestimmte, sehr starre Form (Hauptthesen, Antithesen, Synthese) an, wie sie früher oft in der Form des Problem- oder Besinnungsaufsatzes verlangt wurde. Entscheidend ist die differenzierte und begründete Auseinandersetzung mit dem Thema / dem Text. Wobei du unterschiedliche Akzente setzen kannst:
– Deine Erörterung kann mehr eine kritische Auseinandersetzung mit den Gedanken der Vorlage sein, wenn du anderer Meinung als der Autor bist oder wenn deiner Meinung nach die Argumentation des Textes unzureichend ist.
– Aber deine Erörterung kann auch als Weiterführung der vorgegebenen Argumentation angelegt sein, wenn du dem Autor weitgehend zustimmen kannst bzw. der Text eine überzeugende und schlüssige Argumentation enthält. (Wenn du z.B. dem Autor begründet zustimmst, musst du dir nicht "künstlich" Gegenargumente ausdenken. Wobei es aber durchaus sinnvoll sein kann, auf mögliche oder öffentlich oft geäußerte Gegenargumente einzugehen.)
Die Erörterung sollte als Schwerpunkt eine eigene Stellungnahme und außerdem eine Einleitung (Kurz: Um welches Problem, um welchen Zusammenhang geht es?) und einen Schluss (eventuell eine Zusammenfassung, ein "Ergebnis" in einem Satz, die offen gebliebenen Fragen) enthalten.